Donnerstag, 3. Januar 2013

Bericht IV von Robin - Weihnachten, Silvester u Neujahr





Noel et Bonne Année au Togo – Meine Eindrücke

Weihnachtsstimmung? Es hat hier im Dezember nicht ein einziges Mal geregnet. Es war heiß und die Luft trocken. Also um es kurz zu sagen: das komplette Gegenteil von den klimatischen Bedingungen, die ich sonst jedes Jahr Weihnachten gewöhnt war. Ich hatte das Gefühl, dass es immer noch endloser und trockener Sommer ist. Weihnachten hier ist also allein aufgrund der anderen klimatischen Bedingungen etwas komplett anderes.
Nachdem die Kinder am 21. Dezember Ferien bekommen haben, haben wir angefangen das Kinderhaus zu schmücken. Wir haben ganz viele Girlanden gemacht, kleine Tannenbäume ausgeschnitten und Sterne aus Holz gemacht. Alles war bunt und wir haben alles selbst gemacht. Ich muss sagen, dass es echt gut geworden ist. Die Kinder waren auch mit unserem Werk zufrieden und mir wurde so langsam bewusst, dass es ja bald Weihnachten ist.
Beim Dekorieren gab es auch einen lustigen Unfall. Wir haben Sterne aus Holz ausgesägt und sie danach angemalt. Der kleine Mathieu wollte die Dose mit der roten Farbe wieder ins Regal stellen. Die Dose wollte jedoch nicht ins Regal und die Dose ist auf Mathieu gefallen. Er war von oben bis unten rot. Auch in der Werkstatt war ein großer roter Fleck. Nach dem ersten Schock und der dritten Dusche hat Mathieu wieder gelacht und war von seinem roten Weihnachtsumhang befreit.
Am 24. Dezember beginnt auch hier in Togo das Weihnachtsfest. Tagsüber haben wir noch die letzten Vorbereitungen gemacht und die letzten Geschenke gekauft. Abends bin ich dann mit Freunden ins Seemannsheim in einen deutsch– französischen Gottesdienst gegangen. Danach gab es noch ein Buffet. Wir hatten einen schönen Abend und togolesische Weihnachtsstimmung lag in der Luft. 



Als ich in der Nacht wieder nach Hause gekommen bin, habe ich mich als Père Noel verkleidet und die Geschenke neben die Kopfkissen der Kinder gelegt. Am 25. Dezember ist in Togo der Hauptfeiertag. Am 26. Dezember ist auch kein freier Tag mehr. Es gibt also nur einen Weihnachtstag. Alle machen sich ganz schick. Für die Kinder wurde extra neue Kleidung vom Schneider gemacht. Sie sahen alle sehr gut aus in den traditionellen Kleidern und Anzügen. Wir haben einen Ausflug in ein salle des fêtes gemacht. Da haben wir dann gut gegessen und danach Tänze und unser einstudiertes Theaterstück aufgeführt. In dem Theaterstück haben die Kinder verschiedene Länder repräsentiert und ich (als Weihnachtsmann verkleidet) habe dann jeden “Weihnachtsbotschafter“ nach den Bräuchen in den Ländern gefragt. Die Kinder haben dann immer in den Landessprachen geantwortet und haben die Spezialitäten an alle verteilt. Der Weihnachtsmann hat den Togo - Botschaftern zum Beispiel zwei lebende Hühner mitgebracht. Oder Wein (Traubensaft) und Baguette für die Franzosen. Die weiteren Länder waren noch China, Spanien, Italien, Ghana, Amerika und Deutschland. Es war eine sehr lustige Aufführung und wir hatten eine schöne Atmosphäre.
Die Kinder haben sich vorher sehr auf Weihnachten gefreut und haben nach der Feier gesagt, dass es ein sehr schönes Weihnachtsfest für sie war. Das hat mich gefreut und ich muss sagen, dass mir das etwas andere Weihnachten auch einmal gefallen hat!


Auch in der ganzen Stadt merkte man ab dem 24. Dezember, dass es „weihnachtet“. In vielen Supermärkten und Tankstellen wurde weihnachtlich dekoriert. Oftmals kitschige bunte, blinkende Weihnachtsdekoration. In Lomé gab es auch eine riesige beleuchtete Krippe auf einem Kreisel in der Innenstadt. Das sah sehr gut aus und wurde für viele Togolesen zum Treffpunkt in der Innenstadt. Auch der Verkehr hat sich verändert. Die Verkehrssituation war katastrophal. Es gab viele Unfälle und viele Staus in der Stadt. Ich brauchte für den Weg in die Innenstadt, für den ich normalerweise höchstens 45 Minuten brauche jetzt auf einmal anderthalb Stunden. Die Verkehrssituation blieb bis Silvester so schlecht. Zum Ende des Jahres kam noch hinzu, dass viele Tankstellen kein Benzin mehr hatten. Viele Tankstellen waren geschlossen und an den wenigen Tankstellen, an denen es noch Benzin gab, waren kilometerweite Staus und Massenversammlungen. Die Verkehrsbedingungen zum Jahresende waren wirklich sehr angespannt und ungemütlich. Aber auch das gehört wohl zur Weihnachtszeit in Lomé.
Da die Kinder ja Ferien hatten, hatten wir immer viel Zeit im Kinderhaus. Père Noel hat einen neuen Fußball und eine Tischtennisplatte gebracht und damit wurde der Zeitvertreib wesentlich erleichtert. An dieser Stelle nochmal vielen Dank an die vielen Spender, die unsere neuen Fußballtore und die Tischtennisplatte finanziert haben. Ein großer Dank geht auch an die Paten! Ohne eure große Unterstützung würden die Kinder nicht so ein fröhliches Leben im Kinderhaus haben. Ich hoffe die Weihnachtspost ist bei allen angekommen!
Und dann kam auch schon Bonne Année. Am 31. Dezember war ich mit Gerd, meinem besten Freund hier, auf dem Grand marché und habe Getränke und Feuerwerk für die Feier am Abend eingekauft. Der Markt war extrem überfüllt und es war wirklich schwer sich zu bewegen. Mein Nachhauseweg hat zwei Stunden gedauert und ich habe zahlreiche Tankstellenstaus gesehen.
Die Mütter und ich haben dann zusammen die Feier vorbereitet. Wir hatten Ballons und viele Knicklichter für die Kinder. Knicklichter sind wirklich extrem beliebt bei den Kindern. Zum Essen haben wir Fufu gemacht und die Jungs haben zusammen mit dem Nachtwächter eine Ziege geschlachtet. Alle haben sich auf die Feier gefreut. Um 20:00 Uhr sind wir in die Kirche gegangen. Da der Gottesdienst jedoch nicht besonders gut war, haben wir uns ein bisschen früher aus dem Staub gemacht und sind wieder ins Kinderhaus gegangen. Die Jungs hatten dann viel Spaß beim Böllern. Schon seit Wochen wurden überall in der Stadt Feuerwerkskörper gezündet. Einen exzessiven und extrem unvorsichtigen Gebrauch von Böllern gibt es hier in Lomé. Nun durften auch endlich die Kinder ein bisschen Knaller werfen. Damit kam dann Stimmung auf und ab Mitternacht hatten wir dann eine fröhliche und bunte Silvesterparty. Alle haben getanzt und hatten Spaß bis spät in die Nacht.
Neujahr (Bonne Année) haben dann alle lange geschlafen und es war morgens etwas frisch. Der Harmattan hat begonnen. Der kalte, trockene Wüstenwind sorgt dafür, dass es morgens und abends etwas kälter ist und dass es noch mehr Staub gibt. Die Morgenfrische ist ganz angenehm und es ist lustig, dass der Harmattan genau am 1.Januar in Lomé angekommen ist. Mittags haben wir dann gut gegessen und getrunken. Es gab Salat, Reis und das Fleisch von der Ziege. Zum Nachtisch gab es dann ganz viele Kekse für die Kinder. Der 1. Januar war aber ein sehr ruhiger Tag, da wir uns alle von der Feier ausgeruht haben.
Nach den ganzen Feiern zum Jahresende, muss ich sagen, dass es wirklich eine einzigartige Erfahrung ist, diese Zeit in Togo mitzubekommen und dass es wirklich Spaß gemacht hat, mit den Kindern zusammen zu feiern. Es waren schöne Tage.