Der
weltwärts Freiwillige Nick Hellerung berichtet zum Abschluss seines
Jahres im Kinderhaus Frieda über einige kleine Erlebnisse mit den
Kindern.
Nick und Kopin |
Das
Belohnungsprinzip
Natürlich
soll ein Schüler am besten aus Begeisterung am Unterrichtsstoff
seine schulischen Leistungen beziehen. Da das aber oft nicht so
funktioniert, überlegte ich mir ein Belohnungsprinzip, das die
Kinder im Waisenhaus zu besseren Leistungen anspornen könnte. Ich
erklärte ihnen also, dass sie zu mir kommen sollten, wenn sie in
einer Arbeit eine gute oder sehr gute Leistung erbracht hatten oder
eine besondere Verbesserung in einem Fach zu erkennen ist. Ich würde
das mit einer Süßigkeit belohnen. Und, oh Wunder, in den nächsten
zwei Wochen kamen immer wieder Kinder zu mir ihre guten Noten
vorweisend. Welch Erfolgserlebnis; bereitwillig verteilte ich
Süßigkeiten. Erst als Gilles, der dieses Jahr bisher eher
schulische Schwierigkeiten hatte, zweimal am selben Tag zu mir kam,
fing ich an Verdacht zu schöpfen und guckte genauer hin. Bei der
Arbeit, die Gilles mir zeigte, fehlte die erste Seite und das aus
gutem Grund. Auf dieser ist nämlich zu sehen, dass es sich um
Oliviers und nicht um Gilles Arbeit handelte und natürlich hatten
mich die Kinder schon die ganze Zeit reingelegt. Na gut, so viel
Naivität wie ich sie hier bewiesen hatte, gehört vermutlich auch
bestraft. Das Belohnungsprinzip ist jedenfalls erstmal wieder
abgeschafft.
Tanzkünste
In der
westafrikanischen Kultur wird getanzt. Oft sieht man schon
zweijährige Kinder mitwippen oder die Bewegungen der Großen
nachahmen und es findet sich immer sehr schnell ein Erster auf der
Tanzfläche, wenn danach gefragt ist. Auch im KHF kommt es immer
wieder zu überraschenden Tanzabenden, die zwar meist etwas
unromantisch vor dem Fernseher ( Musikvideos ) stattfinden, aber
trotzdem ihren Reiz haben. Die Kinder können sich nach afrikanischer
Manier natürlich beeindruckend bewegen und freuen sich aber fast
noch mehr, sich über die Tanzversuche der deutschen Besucher
amüsieren zu können. Beim Nachahmen afrikanischer Tänze stell ich
mich wohl genauso elefantenhaft an wie jeder andere vor mir, aber
wenn die Kinder was zu lachen haben, ist das doch an sich gar nicht
so schlecht. Ich habe nie getanzt, aber was mich rettet, sind ein
paar Breakdance -Schritte, die mir ein Bekannter mal flüchtig
beigebracht hat. Von denen bekommen die Kinder gar nicht genug,
machen sie nach und vermischen sie mit afrikanischem Hüftschwung.
Ich muss jetzt immer tanzen und kann nur hoffen, dass die Kinder
nicht allzubald merken, dass meine Tanzkünste sich auf drei
Schrittfolgen reduzieren. Und wenn das doch irgendwann passiert, tanz
ich eben wieder den europäischen Elefanten.
Sterne
über Lomé
Das Dach des
Kinderhauses bietet eine wirklich schöne Aussicht. Ich selbst sitze
oft dort oben, um den Sonnenuntergang und den farbengewaltigen
Himmmel zu bestaunen. Auch die Kinder, gerade die kleinen frechen
Jungen um Matthieu, Gilles, Julian, Eduard und San lieben das Dach,
obwohl oder wahrscheinlich gerade, weil es für sie verboten ist.
Manchmal aber
mach ich eine Ausnahme. Das läuft dann in etwa so ab: “Habt ihr
auch eure Hausaufgaben gemacht?” “ Ja, Onkel Nick.” “Wart ihr
auch artig?” “Natürlich nicht Onkel Nick.” Ich nehme das dann
hin und wir gehen trotzdem zum Sterne gucken, ehrlich gesagt auch,
weil es oft meine liebsten Momente sind. Unter dem Sternenhimmel
fangen die Kinder an von sich zu erzählen ( also so richtig ) und es
ist immer ganz schrecklich romantisch. Das letzte Mal sind wir alle
eingeschlafen und erst mitten in der Nacht schlafwandlerisch in
unsere Betten geschlichen. Bevor ich einschlafe denke ich noch:”Das
wird mit fehlen.”