Sonntag, 31. August 2014

Der weltwärts Freiwillige Nick Hellerung berichtet zum Abschluss seines Jahres im Kinderhaus Frieda über einige kleine Erlebnisse mit den Kindern.

Der weltwärts Freiwillige Nick Hellerung berichtet zum Abschluss seines Jahres im Kinderhaus Frieda über einige kleine Erlebnisse mit den Kindern.
Nick und Kopin

Das Belohnungsprinzip
Natürlich soll ein Schüler am besten aus Begeisterung am Unterrichtsstoff seine schulischen Leistungen beziehen. Da das aber oft nicht so funktioniert, überlegte ich mir ein Belohnungsprinzip, das die Kinder im Waisenhaus zu besseren Leistungen anspornen könnte. Ich erklärte ihnen also, dass sie zu mir kommen sollten, wenn sie in einer Arbeit eine gute oder sehr gute Leistung erbracht hatten oder eine besondere Verbesserung in einem Fach zu erkennen ist. Ich würde das mit einer Süßigkeit belohnen. Und, oh Wunder, in den nächsten zwei Wochen kamen immer wieder Kinder zu mir ihre guten Noten vorweisend. Welch Erfolgserlebnis; bereitwillig verteilte ich Süßigkeiten. Erst als Gilles, der dieses Jahr bisher eher schulische Schwierigkeiten hatte, zweimal am selben Tag zu mir kam, fing ich an Verdacht zu schöpfen und guckte genauer hin. Bei der Arbeit, die Gilles mir zeigte, fehlte die erste Seite und das aus gutem Grund. Auf dieser ist nämlich zu sehen, dass es sich um Oliviers und nicht um Gilles Arbeit handelte und natürlich hatten mich die Kinder schon die ganze Zeit reingelegt. Na gut, so viel Naivität wie ich sie hier bewiesen hatte, gehört vermutlich auch bestraft. Das Belohnungsprinzip ist jedenfalls erstmal wieder abgeschafft.

Tanzkünste
In der westafrikanischen Kultur wird getanzt. Oft sieht man schon zweijährige Kinder mitwippen oder die Bewegungen der Großen nachahmen und es findet sich immer sehr schnell ein Erster auf der Tanzfläche, wenn danach gefragt ist. Auch im KHF kommt es immer wieder zu überraschenden Tanzabenden, die zwar meist etwas unromantisch vor dem Fernseher ( Musikvideos ) stattfinden, aber trotzdem ihren Reiz haben. Die Kinder können sich nach afrikanischer Manier natürlich beeindruckend bewegen und freuen sich aber fast noch mehr, sich über die Tanzversuche der deutschen Besucher amüsieren zu können. Beim Nachahmen afrikanischer Tänze stell ich mich wohl genauso elefantenhaft an wie jeder andere vor mir, aber wenn die Kinder was zu lachen haben, ist das doch an sich gar nicht so schlecht. Ich habe nie getanzt, aber was mich rettet, sind ein paar Breakdance -Schritte, die mir ein Bekannter mal flüchtig beigebracht hat. Von denen bekommen die Kinder gar nicht genug, machen sie nach und vermischen sie mit afrikanischem Hüftschwung. Ich muss jetzt immer tanzen und kann nur hoffen, dass die Kinder nicht allzubald merken, dass meine Tanzkünste sich auf drei Schrittfolgen reduzieren. Und wenn das doch irgendwann passiert, tanz ich eben wieder den europäischen Elefanten.

Sterne über Lomé
Das Dach des Kinderhauses bietet eine wirklich schöne Aussicht. Ich selbst sitze oft dort oben, um den Sonnenuntergang und den farbengewaltigen Himmmel zu bestaunen. Auch die Kinder, gerade die kleinen frechen Jungen um Matthieu, Gilles, Julian, Eduard und San lieben das Dach, obwohl oder wahrscheinlich gerade, weil es für sie verboten ist.
Manchmal aber mach ich eine Ausnahme. Das läuft dann in etwa so ab: “Habt ihr auch eure Hausaufgaben gemacht?” “ Ja, Onkel Nick.” “Wart ihr auch artig?” “Natürlich nicht Onkel Nick.” Ich nehme das dann hin und wir gehen trotzdem zum Sterne gucken, ehrlich gesagt auch, weil es oft meine liebsten Momente sind. Unter dem Sternenhimmel fangen die Kinder an von sich zu erzählen ( also so richtig ) und es ist immer ganz schrecklich romantisch. Das letzte Mal sind wir alle eingeschlafen und erst mitten in der Nacht schlafwandlerisch in unsere Betten geschlichen. Bevor ich einschlafe denke ich noch:”Das wird mit fehlen.”