Hallo ihr Lieben!
Es ist zwar noch gar nicht so lange her, dass ich mich das
letzte Mal gemeldet habe, aber in der Zwischenzeit ist so viel passiert, dass
ich mir dachte: Es wird mal wieder Zeit!
Also Ende September habe ich einen Ausflug ins Seemannsheim
zum Schwimmen (naja eher Planschen, denn die Kinder können noch nicht
Schwimmen!) organisiert. Das war sehr schön und hat allen Spaß gemacht. Mit
Daniel, dem Chef vom Seemannsheim habe ich abgemacht, dass wir einmal im Monat
kommen können und die Kinder so das Schwimmen lernen können! Ich hoffe, dass wir
das auch einhalten können. Ich muss nur noch den Vorstand hier davon überzeugen.
Die sind manchmal etwas träge, was Entscheidungen angeht und alles dauert etwas
länger. Organisation in Togo ist auf jeden Fall wesentlich schwerer als in
Deutschland!
Am letzten Wochenende im September war ich auch noch beim
Erntedankgottesdienst im Seemannsheim. Das hat mir wirklich gefallen, weil es
auf Deutsch und Französisch war. Außerdem gab es danach Schwarzwälder
Kirschtorte und Schokokuchen. Echt super lecker! Ich spreche so viel vom
Seemannsheim und habe noch gar nicht erklärt, was das eigentlich ist. Also: Die
Seemannsmission ist ein evangelisches Projekt am Hafen von Lomé und eine Art
Rückzugsort für alle Seeleute und eigentlich auch für alle anderen. Es ist
wirklich sehr schön dort. Es gibt einen Pool, eine Bar, eine kleine Kirche und
eine Bibliothek. Das Seemannsheim wird von Daniel und Julia Benecke, aus
Deutschland geführt. Mit den beiden verstehe ich mich sehr gut und ich gehe sehr
gerne ins Seemannsheim. Leider ist es ein bisschen weit entfernt. Aber alle zwei
Wochen versuche ich eigentlich mal da zu sein!
Jetzt mal zu meinem Leben im Kinderhaus:
Mittlerweile bin ich ja auch schon ein paar Wochen im
Kinderhaus und wir hatten das Glück, dass wir noch drei Wochen Ferien bekommen
haben. Naja Glück insofern, dass wir viel Zeit hatten, um uns kennenzulernen und
Spaß zu haben, aber ist es ist auch ein großes Problem hier in Togo, dass die
Bildung unter der politischen Lage leidet.
Ich kenne die Kinder mittlerweile schon recht gut und sie
sind mir schon ans Herz gewachsen. Nach den langen Ferien war es dann aber mal
ganz gut, dass die Schule am 8.Oktober endlich wieder angefangen hat!
Ich habe die Kinder morgens um 6:30 zur Schule gebracht und
mich ein bisschen mit dem Direktor unterhalten. In der nächsten Zeit darf ich
mir den Unterricht ab und zu mal angucken. Die Kinder bringe ich jeden Morgen zu
Schule und hole sie mittags und abends wieder ab. Der Schulweg ist ganz schön
weit, aber es ist wichtig, dass ich die Kinder morgens und abends begleite, denn
dann ist Berufsverkehr und man kann die Straße nur ganz schlecht überqueren.
In den Ferien war ich oft sehr kaputt, weil es echt
anstrengend war, den ganzen Tag mit den Kindern zu verbringen. Jetzt in der
Schulzeit habe morgens immer meine Ruhe und nachmittags ist dann wieder die
Hälfte der Kinder da. Dann ruhen sie sich aus und wir machen Hausaufgaben. Das
Hausaufgabenmachen habe ich mir auch ein bisschen einfacher vorgestellt.
Letztens musste ich mit fünf Kindern Physik und Mathe machen. Das war wirklich
sehr schwer. Ich bin ja auf Deutsch schon nicht so die Leuchte in Physik und
dann auch noch auf Französisch! Das hat mich schon gefordert. Ich kann auf jeden
Fall auch noch was lernen, beim Hausaufgabenmachen mit den Kindern. Mit den
Größeren lerne ich auch fleißig Englisch. Die Kinder haben wirklich Spaß daran.
Ich muss mich nur noch an die miserable Aussprache gewöhnen.
Letztens war hier auch großer Waschtag. Da habe ich sogar
meine Schuhe gewaschen. Die sehen jetzt aus wie neu. Die Mädchen haben mir beim
Wäschewaschen geholfen. Die haben das echt drauf! Mit Waschpulver und den Händen
bekommen sie fast alles sauber! Sehr stark! Die Sachen leiden hier leiden aber
ganz schon unter der Handwäsche und unter den harten Klimabedingungen. Gestern
war ich mit Fatih und Akouwi (eine Mutter und eine Tante hier im Kinderhaus)
Stoff kaufen auf dem Markt. Danach waren wir gleich beim Schneider und ich
bekomme jetzt 2 afrikanische Hemden, eine traditionellen Anzug und eine normale
Hose. Da freue ich mich schon drauf. Zu meinem Geburtstag am Mittwoch ist der
Anzug schon fertig. Für den Stoff und das Schneidern habe ich insgesamt 20.000
FCFA bezahlt. Also umgerechnet etwa 30€! Das ist doch mal ein fairer Preis!
Was in den letzten Wochen noch so passiert ist:
Wir hatten Besuch von der Familie Hoss aus Hude und haben ein
Willkommensfest gefeiert! Die Kinder haben einen Tanz mit Akouwi einstudiert und
wir haben dazu Musik gemacht! Wir haben uns mit Kreide angemalt (die Kreide hat
man auf meiner Haut nur leider nicht gesehen :D) und die Kinder hatten
traditionelle Outfits an! Das war ein sehr schöner Tag. Ich glaube es gibt Fotos
davon aus Facebook.
Dann habe ich mit ein paar Jungs das Spiel Dortmund –
Manchester City geguckt! Ich war richtig froh, mal wieder ein Spiel von einer
deutschen Mannschaft zu sehen. Dortmund hat ja auch super gespielt! Die Kinder
waren für Manchester City und ich habe schon richtig gefeiert, dass Dortmund
gewinnt und dann schießt dieser dämliche Balotelli in der letzten Minute ein
Tor. Die Jungs finden den Typen ganz klasse, aber bei uns Deutschen ist er
glaube ich weniger beliebt! Es ist schon verrückt, dass man die Spiele aus der
französischen Liga uns die Champions League Spiele live sehen kann. Die Spiele
laufen aber hier auch nur im Pay-TV.
Ich bleibe gleich nochmal beim Fußball, denn gestern am
14.10. war ich beim Länderspiel Togo – Gabun im Stadion. Es war das
entscheidende Spiel für die Qualifikation für die Afrikameisterschaften 2013.
Die ganze Stadt stand gestern auf dem Kopf. Überall war eine bombastische
Stimmung. Um 12 Uhr bin dann schon mit Jules und Héritié ins Stadion gefahren.
Alle haben mich gewarnt, dass es sehr gefährlich ist und ich extrem vorsichtig
sein soll und es wirklich verrückt ist. Naja dachte ich, ich kenne Lomé ja jetzt
schon ein bisschen und ich wollte das Stadion und die Nationalmannschaft
unbedingt mal sehen. Die Nationalmannschaft genießt hier dank des herausragenden
Spielers Adebayor, große Anerkennung in der Bevölkerung und die Leute
identifizieren sich sehr mit den Spielern.
Also machte ich mich auf ins Stadion! Ich hatte mein Togo
Trikot an und es ist unfassbar wie oft ich angelabert wurde. Man fällt schon
auf! Ich wusste ja was auf mich zukommt, aber was dann kam war unvorstellbar.
Wir hatten ein günstiges Ticket für 2.000 Francs (3€) und
haben uns durch die Menschenmassen gedrängelt. Da die Polizei den Eingang
schließen wollte, weil zu viele Leute gekommen sind, mussten wir ganz schön
drängeln. Das war nichts für Leute mit Platzangst! Ich habe noch nie so viele
Diebe auf einmal gesehen. Alle 5 Minuten hat jemand: „Voleur!“ geschrien. Ich
hatte ganz schön Angst um meine Sachen. Ich hatte nur einen Fotoapparat und mein
Handy mit. Als wir dann nach etwa einer Stunde drängeln, im Stadion waren, war
alles perfekt. Die Stimmung war unbeschreiblich! Die Stimmung in einem
afrikanischen Stadion ist schon unglaublich. Überall tanzen die Leute. Es gibt
ganze Orchester, die Musik machen und um das Spielfeld laufen Verrückte, die am
ganzen Körper angemalt sind und das Publikum anfeuern. Das Spiel war genauso
klasse wie die Atmosphäre! Togo hat 2:1 gewonnen. Und ist qualifiziert für die
Afrikameisterschaften. Ich bin dann gestern Abend nach Hause gekommen und habe
mit meinen beiden Mamas noch ein Bier auf den Sieg getrunken. Die ganze Stadt
stand auf dem Kopf! Ein einmaliges Erlebnis!
Das war es jetzt erst mal wieder! Ich hoffe der Bericht ist
euch nicht zu Fußball geprägt! Ich dachte mir aber, dass könnte euch in
Deutschland interessieren!
Ich schicke euch ganz liebe Grüße aus Lomé! Mit einem
sonnenverbrannten Gesicht, von gestern!
Robin
:)