Dienstag, 16. Oktober 2012

Bericht von Robin II


Hallo ihr Lieben!
Es ist zwar noch gar nicht so lange her, dass ich mich das letzte Mal gemeldet habe, aber in der Zwischenzeit ist so viel passiert, dass ich mir dachte: Es wird mal wieder Zeit!

Also Ende September habe ich einen Ausflug ins Seemannsheim zum Schwimmen (naja eher Planschen, denn die Kinder können noch nicht Schwimmen!) organisiert. Das war sehr schön und hat allen Spaß gemacht. Mit Daniel, dem Chef vom Seemannsheim habe ich abgemacht, dass wir einmal im Monat kommen können und die Kinder so das Schwimmen lernen können! Ich hoffe, dass wir das auch einhalten können. Ich muss nur noch den Vorstand hier davon überzeugen. Die sind manchmal etwas träge, was Entscheidungen angeht und alles dauert etwas länger. Organisation in Togo ist auf jeden Fall wesentlich schwerer als in Deutschland!

Am letzten Wochenende im September war ich auch noch beim Erntedankgottesdienst im Seemannsheim. Das hat mir wirklich gefallen, weil es auf Deutsch und Französisch war. Außerdem gab es danach Schwarzwälder Kirschtorte und Schokokuchen. Echt super lecker! Ich spreche so viel vom Seemannsheim und habe noch gar nicht erklärt, was das eigentlich ist. Also: Die Seemannsmission ist ein evangelisches Projekt am Hafen von Lomé und eine Art Rückzugsort für alle Seeleute und eigentlich auch für alle anderen. Es ist wirklich sehr schön dort. Es gibt einen Pool, eine Bar, eine kleine Kirche und eine Bibliothek. Das Seemannsheim wird von Daniel und Julia Benecke, aus Deutschland geführt. Mit den beiden verstehe ich mich sehr gut und ich gehe sehr gerne ins Seemannsheim. Leider ist es ein bisschen weit entfernt. Aber alle zwei Wochen versuche ich eigentlich mal da zu sein!

Jetzt mal zu meinem Leben im Kinderhaus:
Mittlerweile bin ich ja auch schon ein paar Wochen im Kinderhaus und wir hatten das Glück, dass wir noch drei Wochen Ferien bekommen haben. Naja Glück insofern, dass wir viel Zeit hatten, um uns kennenzulernen und Spaß zu haben, aber ist es ist auch ein großes Problem hier in Togo, dass die Bildung unter der politischen Lage leidet.

Ich kenne die Kinder mittlerweile schon recht gut und sie sind mir schon ans Herz gewachsen. Nach den langen Ferien war es dann aber mal ganz gut, dass die Schule am 8.Oktober endlich wieder angefangen hat!
Ich habe die Kinder morgens um 6:30 zur Schule gebracht und mich ein bisschen mit dem Direktor unterhalten. In der nächsten Zeit darf ich mir den Unterricht ab und zu mal angucken. Die Kinder bringe ich jeden Morgen zu Schule und hole sie mittags und abends wieder ab. Der Schulweg ist ganz schön weit, aber es ist wichtig, dass ich die Kinder morgens und abends begleite, denn dann ist Berufsverkehr und man kann die Straße nur ganz schlecht überqueren.

In den Ferien war ich oft sehr kaputt, weil es echt anstrengend war, den ganzen Tag mit den Kindern zu verbringen. Jetzt in der Schulzeit habe morgens immer meine Ruhe und nachmittags ist dann wieder die Hälfte der Kinder da. Dann ruhen sie sich aus und wir machen Hausaufgaben. Das Hausaufgabenmachen habe ich mir auch ein bisschen einfacher vorgestellt. Letztens musste ich mit fünf Kindern Physik und Mathe machen. Das war wirklich sehr schwer. Ich bin ja auf Deutsch schon nicht so die Leuchte in Physik und dann auch noch auf Französisch! Das hat mich schon gefordert. Ich kann auf jeden Fall auch noch was lernen, beim Hausaufgabenmachen mit den Kindern. Mit den Größeren lerne ich auch fleißig Englisch. Die Kinder haben wirklich Spaß daran. Ich muss mich nur noch an die miserable Aussprache gewöhnen.

Letztens war hier auch großer Waschtag. Da habe ich sogar meine Schuhe gewaschen. Die sehen jetzt aus wie neu. Die Mädchen haben mir beim Wäschewaschen geholfen. Die haben das echt drauf! Mit Waschpulver und den Händen bekommen sie fast alles sauber! Sehr stark! Die Sachen leiden hier leiden aber ganz schon unter der Handwäsche und unter den harten Klimabedingungen. Gestern war ich mit Fatih und Akouwi (eine Mutter und eine Tante hier im Kinderhaus) Stoff kaufen auf dem Markt. Danach waren wir gleich beim Schneider und ich bekomme jetzt 2 afrikanische Hemden, eine traditionellen Anzug und eine normale Hose. Da freue ich mich schon drauf. Zu meinem Geburtstag am Mittwoch ist der Anzug schon fertig. Für den Stoff und das Schneidern habe ich insgesamt 20.000 FCFA bezahlt. Also umgerechnet etwa 30€! Das ist doch mal ein fairer Preis!

Was in den letzten Wochen noch so passiert ist:
Wir hatten Besuch von der Familie Hoss aus Hude und haben ein Willkommensfest gefeiert! Die Kinder haben einen Tanz mit Akouwi einstudiert und wir haben dazu Musik gemacht! Wir haben uns mit Kreide angemalt (die Kreide hat man auf meiner Haut nur leider nicht gesehen :D) und die Kinder hatten traditionelle Outfits an! Das war ein sehr schöner Tag. Ich glaube es gibt Fotos davon aus Facebook.

Dann habe ich mit ein paar Jungs das Spiel Dortmund – Manchester City geguckt! Ich war richtig froh, mal wieder ein Spiel von einer deutschen Mannschaft zu sehen. Dortmund hat ja auch super gespielt! Die Kinder waren für Manchester City und ich habe schon richtig gefeiert, dass Dortmund gewinnt und dann schießt dieser dämliche Balotelli in der letzten Minute ein Tor. Die Jungs finden den Typen ganz klasse, aber bei uns Deutschen ist er glaube ich weniger beliebt! Es ist schon verrückt, dass man die Spiele aus der französischen Liga uns die Champions League Spiele live sehen kann. Die Spiele laufen aber hier auch nur im Pay-TV.
Ich bleibe gleich nochmal beim Fußball, denn gestern am 14.10. war ich beim Länderspiel Togo – Gabun im Stadion. Es war das entscheidende Spiel für die Qualifikation für die Afrikameisterschaften 2013. Die ganze Stadt stand gestern auf dem Kopf. Überall war eine bombastische Stimmung. Um 12 Uhr bin dann schon mit Jules und Héritié ins Stadion gefahren. Alle haben mich gewarnt, dass es sehr gefährlich ist und ich extrem vorsichtig sein soll und es wirklich verrückt ist. Naja dachte ich, ich kenne Lomé ja jetzt schon ein bisschen und ich wollte das Stadion und die Nationalmannschaft unbedingt mal sehen. Die Nationalmannschaft genießt hier dank des herausragenden Spielers Adebayor, große Anerkennung in der Bevölkerung und die Leute identifizieren sich sehr mit den Spielern.

Also machte ich mich auf ins Stadion! Ich hatte mein Togo Trikot an und es ist unfassbar wie oft ich angelabert wurde. Man fällt schon auf! Ich wusste ja was auf mich zukommt, aber was dann kam war unvorstellbar.

Wir hatten ein günstiges Ticket für 2.000 Francs (3€) und haben uns durch die Menschenmassen gedrängelt. Da die Polizei den Eingang schließen wollte, weil zu viele Leute gekommen sind, mussten wir ganz schön drängeln. Das war nichts für Leute mit Platzangst! Ich habe noch nie so viele Diebe auf einmal gesehen. Alle 5 Minuten hat jemand: „Voleur!“ geschrien. Ich hatte ganz schön Angst um meine Sachen. Ich hatte nur einen Fotoapparat und mein Handy mit. Als wir dann nach etwa einer Stunde drängeln, im Stadion waren, war alles perfekt. Die Stimmung war unbeschreiblich! Die Stimmung in einem afrikanischen Stadion ist schon unglaublich. Überall tanzen die Leute. Es gibt ganze Orchester, die Musik machen und um das Spielfeld laufen Verrückte, die am ganzen Körper angemalt sind und das Publikum anfeuern. Das Spiel war genauso klasse wie die Atmosphäre! Togo hat 2:1 gewonnen. Und ist qualifiziert für die Afrikameisterschaften. Ich bin dann gestern Abend nach Hause gekommen und habe mit meinen beiden Mamas noch ein Bier auf den Sieg getrunken. Die ganze Stadt stand auf dem Kopf! Ein einmaliges Erlebnis!

Das war es jetzt erst mal wieder! Ich hoffe der Bericht ist euch nicht zu Fußball geprägt! Ich dachte mir aber, dass könnte euch in Deutschland interessieren!
Ich schicke euch ganz liebe Grüße aus Lomé! Mit einem sonnenverbrannten Gesicht, von gestern!

Robin :)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen